Taiji-Dao (Taijiquan, Qigong und Zuowang)
Taijiquan*
Meditation in Bewegung, Gesundheitsübung und innere Kampfkunst
Taijiquan ist eine langsam fließende Bewegungskunst. Sie vitalisiert die Lebenskräfte, dient der Entspannung und der Meditation. Die Bewegungen des Taijiquan stammen aus der daoistischen Selbstverteidigungstradition. Heute dienen die Übungen überwiegend dem Wohlbefinden und der Lebenspflege. Sie fördern die intuitiven Kräfte und führen zu innerer Ausgeglichenheit und Ruhe, Stille und Verbundenheit mit allem. Durch innere und äußere Entspannung, natürliche Bewegung und klare Aufmerksamkeit wird die Lebensenergie (Qi) gestärkt, sodass der Übende sich ins Einssein mit dem Dao fallen lassen kann.
Taijiquan verbindet Körper, Geist und Seele und hat vielfältige gesundheitliche Wirkungen. Es reguliert die Atmung, stärkt Herz, Kreislauf und Nervensystem, beugt Haltungsschäden und Gelenkerkrankungen vor, lindert oder heilt psychosomatische Beschwerden und harmonisiert damit den ganzen Menschen. Der Übende gelangt zu immer mehr körperlicher und geistiger Beweglichkeit und Kreativität. Taiji wird alltäglich von Millionen Chinesen betrieben und erfreut sich auch im Westen immer größerer Beliebtheit. Taiji ist ein wertvoller Weg zu mehr Klarheit und Stille. Alltagsstress und Leistungsdruck werden abgebaut, die Lebensenergie wird gestärkt, innere Freiheit und Lebensfreude entfalten sich.
Folgende Bewegungsformen im Yang-Stil können erlernt werden:
- Kurze Form nach Cheng Man-Ch’ing
- Lange Form nach Yang Cheng-Fu
- Schwertform nach Chen Wei-Ming
- Säbelform nach Yang Chen-He
- Fächerform nach Jian Gui-Jan
- Partnerformen: Tui Shu und Ta Lu
Qigong*
Gesundheitsübung und Energiearbeit, Arbeit mit dem Qi oder Atem
Qigong kommt ebenso wie Taijiquan aus der daoistischen Tradition. Die Übungen sind ein Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), einer Harmonielehre, die die polaren Energien Yin und Yang ins Gleichgewicht bringt. Die Übungen aktivieren, vitalisieren und harmonisieren die Lebenskraft (Qi). Qigong ist eine Heilkunst, in der Bewegungs- und Atemübungen zur Stärkung der Selbstheilungskräfte eingesetzt werden. Es fördert die Entspannung und dient der Vorbeugung, Linderung und Heilung von gesundheitlichen Beschwerden. Unterrichtet werden kurze Übungssequenzen und Übungsreihen. Sie bestehen aus meditativen, langsam fließenden Bewegungen im Gehen, Stehen und Sitzen. Dazu gehören u.a. Übungssequenzen zu den fünf Wandlungsphasen (Wasser, Holz, Feuer, Erde und Metall). Die Übungen führen zur Durchlässigkeit der Energieverlaufsbahnen (Meridiane) und aktivieren und öffnen den kleinen und großen Energiekreislauf.
Folgende Übungsreihen und -Sequenzen werden unterrichtet:
- Himmel und Erde
- Meridiandehnübungen
- Die Acht Brokate
- Die Harmonie
- Die Fünf Räder
- Der Kranich
- Der Tageslauf der Krähe
- I Chuan
- Dan Gong
Zuowang*
Meditation im Sitzen
Zuowang (Zuo Wang), sitzen in Vergessenheit wird das stille Sitzen in der daoistischen Tradition genannt. Dao Chan (Za-Zen) ist die entsprechende Übung im Buddhismus. Der Weg der Meditation führt durch regelmäßiges Üben zur Wiederentdeckung der tiefen, spirituellen Dimension des Lebens und zum Einsein mit dem Dao. In beiden Traditionen dient der Atem und die Stille als Brücke zu mehr Bewusstheit und Wachheit und ermöglicht ein Aufwachen bzw. Erwachen (Satori) zum ganzen Menschen. Dies fördert den Kontakt zur Wirklichkeit und zu den realen Lebensbezügen: Übung und Alltag sind eins. Taijiquan und Qigong (meditativ, fließende Bewegungen im Stehen und Gehen) und Zuowang ergänzen und verstärken sich gegenseitig.
Cheng Man-Ching Taiji Tradition*
Die Wurzeln des Taijiquan (T’ai Chi Ch’uan) haben eine mehr als 3000-jährige Geschichte. Taiji (T’ai Chi) wurde in Familien- und klösterlichen Traditionen über Generationen nur mündlich überliefert und durch Übungen weitergegeben.
Der Unterricht bei uns erfolgt im Yang-Stil in der Cheng Man-Ching-Tradition. Diese bezieht sich der Legende nach auf den daoistischen Mönch Zhang San-Feng, der in den Wu-Dang Bergen Chinas lebte. Die Beobachtung eines Kampfes zwischen Kranich (yang) und Schlange (yin) inspirierte ihn zur Entdeckung der weichen, ruhigen und langsam fließenden Bewegungen des Taiji. Sie dienen dazu, die Mitte des Menschen zwischen Himmel (yang) und Erde (yin) zu stärken. Dieses früher wohlgehütete Geheimnis der Yang-Familie – benannt nach dem Begründer Yang Lu-Chan – wurde durch Yang Cheng-Fu in den 1920er Jahren das erste Mal öffentlich weitergegeben und durch den Meister Professor Cheng Man-Ching in den Westen gebracht.
T’ai Chi Ch’uan kann heute jeder, unabhängig von Alter und körperlicher Verfassung, praktizieren. Es fördert spürbar das körperliche und psychische Wohlbefinden. Schon zwanzig Minuten tägliches Üben ohne Anspannung bringen neue Energie und Kraft. Alterungsprozesse verlangsamen sich, und tiefsitzende Verspannungen beginnen sich zu lösen. Der Fluss der Lebensenergie (Qi) wird aktiviert. Der Übende kann lernen, die innere Kraft durch den Körper zu lenken und sie geistig und körperlich (in Partnerübungen) anzuwenden.
Klemens J.P. Speer und die von ihm ausgebildeten Taiji-Kursleiter*innen und –Lehrer*innen unterrichten in der Cheng Man-Ching-Tradition.
Auf dem Taiji-Weg sein
Wirtschaft und Gesellschaft stehen regional und global in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vor großen Veränderungen und Herausforderungen: ökologisch, ökonomisch, sozial und kulturell. Der Frieden zwischen den Menschen ist immer wieder bedroht. Viele Menschen suchen nach neuer Orientierung, um den Umbrüchen in Beruf, Familie und Alltag gewachsen zu sein.
Die Weisheit des Taiji als Übungsweg, angepasst an den westlichen Hintergrund, kann zur Meisterung der persönlichen Lebens- und Arbeitssituation beitragen. Diese Übungswege führen zum Kontakt mit der inneren Ganzheit, dem tiefsten inneren SEIN und zu neuen Sicht- und Handlungsweisen. Sie stärken die Selbstheilungskräfte und setzen neue Lebensenergie für erforderliche Veränderungen frei. Dadurch kommt das ganze Leben in Fluss. Lebendigkeit als Quelle der Freude für den Alltag wird wieder erfahren und entfaltet sich. Die Stille der Übung fördern Intuition und Kreativität. Diese Fähigkeiten sind für die Zukunft der Menschheit von größter Bedeutung; sie können auf vielen Ebenen helfen, Lösungen für menschliche und technische Probleme zu finden.
*siehe Glossar unter Service